Nokia Lumia 620

(15.02.2013 08:00 CET)

„Das dritte Gerät im aktuellen LineUp der Windows Phone 8-Geräte von Nokia ist ein klassisches Einsteigergerät. Langweilig, featurelos, billig (sowohl von der Wertigkeit und dem Preis). Ob das Nokia und Windows Phone weiterbringt? Fraglich.“  

Bis hierhin mit dem Lesen gekommen? Gut. Plakativer Unsinn, der so gut in einem Boulevardmagazin mit IT-Einschlag stehen könnte, wie die meisten Artikel darin aber meilenweit an der Realität vorbei geht. Die Realität sieht einmal mehr erfreulich anders aus.

Mit dem Lumia 620 ist das „kleinste“ der Windows Phone 8- Geräte von Nokia auf den Markt gekommen, in diesem Fall trifft „klein“ dann tatsächlich Gerätegröße, Features und Preis gleichermaßen. Frei machen allerdings sollte man sich von der Vermutung, dass Quantität hier gleichzusetzen mit Qualität ist.

Das Lumia 620 hat ein 800*480 Pixel auflösendes Clear Black Display, das von der Qualität dem des Lumia 820 entspricht. Allerdings ist es 0,5 Zoll kleiner, was bei der Displayqualität zu einem besseren PPI-Wert führt (ca. 246). Die Konsequenz: knackig scharfe Darstellung, im Sonnenlicht ordentlich lesbar. Gefühlt also gar besser als das des 820, was aber rein an der geringeren Größe/höheren Pixeldichte liegt.

Es ist schon spannend: das 620 mutet wie ein Mini-Handy an… auch wenn 3.8 Zoll bei Windows Phone 7 noch guter Standard waren. Begründet darin, dass der Trend in den vergangenen Monaten zu immer größeren Displaydiagonalen gegangen ist, und damit kein Argument gegen das Lumia 620.

Das Gerät selbst hat leicht andere Seitenverhältnisse als die größeren Brüder: Unter dem Display, wo standardmäßig die drei Softkeys platziert sind, ist relativ viel Platz ungenutzt, der im ersten Moment verschwendet aussieht. Ich kann den Grund nur vermuten: ohne den daraus entstehenden „Ballast“ an der Unterseite des Gerätes wäre das 620 deutlich kopflastiger und würde bei der Bedienung mit einer Hand eher nach hinten wegkippen. In der gewählten Gehäuseform ist es nahezu perfekt ausbalanciert und damit mit einer Hand sicher bedienbar. Durch die durchgehende Scheibe, die leicht höher sitzt als der Abschluss der Rückenschale, ist die Bedienung mit dem Finger problemlos.

In der Summe wirkt das Gesamtkonstrukt ein wenig pummelig, das wird vor allem deutlich durch die Dicke von 11 Millimetern (im Vergleich das deutlich größere Lumia 920: 10,7 Millimeter/Lumia 820: 9,9 Millimeter). Sicherlich Geschmackssache und von der Haptik her in Ordnung, aber wider dem Trend zu schlanken Geräten.

Apropos Haptik: Ein Wiedererkennungsmerkmal des Lumia 620 war in den ersten Bildern die Zweifarbigkeit der Schalen, die allerdings nicht zum Standard gehört. Angeboten werden fünf bzw. sechs Farben (die Farbe Weiß ist gerade kurzfristig „verschwunden“), davon sind nur zwei doppelfarbig: Orange mit gelbem Inlay und Neongrün mit gelben Inlay. Auffällig, ein Hingucker, frisch und neu. Wer eher auf dezentere Farbgebung steht, der kann einfarbige schwarze, blaue und pinke Schalen wählen bzw. einzeln erwerben und je nach Laune und Anlass tauschen.

Für mich ist das neben den technischen Neuerungen eines der ganz wichtigen neuen Elemente: Bei den ersten Windows Phones kam immer wieder die Frage nach der Personalisierbarkeit der Hardware auf, und das hat Nokia aus der alten Welt überführt und damit die Zusammenführung von Hard- und Software erreicht: „Meet yours“, der Slogan von Windows Phone 8, der auf die Anpassbarkeit des Start-Bildschirms anspielt, passt hier perfekt.

Was mich beim 820 schon ein wenig gestört hat, ist die „Anmutung“ der Schalen, und das triffft auch für das Lumia 620 zu. Die Farben sind gut gewählt, von dezent/klassisch bis augenschmerzend grell sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Allerdings ist die Oberfläche bei einigen matt, bei anderen hochglänzend und damit ein Fingerabdruck-Fänger. Und das wirkt subjektiv billig, weit mehr als beispielsweise beim Lumia 920 mit seinen glänzenden Varianten. Keine Frage: Das Polycarbonat des 9xx-er Reihe ist ein höherwertiger Werkstoff als das Plastik der Schalen, trotzdem ist der Unterschied der Anmutung deutlich. Es macht also Sinn, sich die verfügbaren Farben bei Möglichkeit einmal live anzuschauen.

Im Unterschied zum Lumia 820 übrigens gibt es keine Schalen, die dem Gerät das kabellose Laden via Qi-Ladegerät beibringen. Damit genug vom Äußeren: Das Lumia 620 ist ein stabiler, haptisch ansprechender Knubbel mit Gestaltungsspielraum.

Im Inneren des Lumia 620 werkelt ein Dual Core Snapdragon S4 mit 1GHz Taktfrequenz. 8GB interner Speicher lassen sich mit einer micro SD-Karte um bis zu 64 GB erweitern. Im Vorfeld ein wenig vorsichtig gestimmt hatte mich die Nachricht, dass der Hauptspeicher wie beim HTC 8S auch nur 512 MB beträgt. Beim HTC hatte dies in bestimmten Konstellationen zu  Problemen geführt und die Geräte langsam bzw. das Ausführen von Apps behindert. Ohne dies jetzt ausschließen zu wollen: Das ist mir beim Lumia 620 im Test kein einziges Mal passiert. Apps starten, laufen flüssig und ruckelfrei, es waren keinerlei Abstürze trotz intensiver Nutzung und schnellem Hin- und Herschalten zu bemerken.

Auch der wechselbare 1300 mAh-Akku des Lumia 620 performt besser, als es auf dem Papier scheinen dürfte. Bei Push-Verbindung zu einem Exchange-Server und Groupme, regelmäßigem Sync vn Facebook, Google Reader und anderen Diensten, 1-2 Stunden Telefonieren am Tag und moderater Nutzung zum Surfen und Nachsehen von Adressen und Terminen hält der Akku deutlich in einen zweiten Arbeitstag hinein. 14,6 Stunden Sprechzeit im GSM-Netz oder 61 Stunden Musikwiedergabe wie von Nokia angegeben habe ich nicht getestet, aber das 620 ist eines der ersten Geräte, mit dem ich unterwegs auch Musik hören würde, ohne Angst um die Aufrechterhaltung des Normalbetriebs zu haben.

Mit NFC, Bluetooth 3.0 und WLAN a/b/g/n sind alle Standard-Funksender von Windows Phone 8 mit dabei, eine Einbindung in bestehende Infrastrukturen ist also kein Problem.

Bei der Software hat Nokia ebenfalls nicht gespart: Nokia Karten, Nokia City-Kompass und Nokia Drive+ Beta sind direkt vorinstalliert und damit all die Apps, die das Gerät ab Werk unterwegs zum Navigationssystem, Ortungsdienst und Ortsführer machen. Hut ab! Bei einem Einsteigergerät hätte man damit nicht unbedingt mit rechnen müssen, aber Nokia positioniert sich hier sehr konsequent.

Preis:

Aktueller Straßenpreis von ca. EUR 280,- hier.

Fazit:

Bis ein – gerüchteweise auf dem Mobile World Congress 2013 vorgestelltes – Lumia 520 auf den Markt kommt, ist das Lumia 620 ein gelungenes Einsteiger-Gerät, das die Windows Phone 8-Welt in erschwingliche Preisregionen bringt. Je nach Preisgestaltung der Netzbetreiber wäre damit endlich auch mit Einsteiger-Tarifen ein für kleines Geld erschwingliches, aber trotzdem leistungsfähiges Gerät.

Und auch ohne Vertrag ist das Lumia 620 mit einem aktuellen Straßenpreis von ca. EUR 280,-  viel Gerät für faires Geld.

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